This is not okay! – der Nähbloggerinnen-Katalog

Inhalt

Heute wurde ich auf eine Aktion von mamimade aufmerksam. ‚This is not okay!‘ – Nähblogger setzen ein Statement gegen die elenden, unmenschlichen Arbeitsbedingungen von Näherinnen auf der ganzen Welt. 
Schon vor einiger Zeit machte die mehrteilige Videoreihe Sweatshop deadly fashion die Runde in der Bloggerwelt. Drei norwegische Modeblogger blickten in Kambodscha hinter die Kulissen und sahen sich in einer Textilfabrik um, trafen Menschen, die dort für einen Hungerlohn arbeiten. Die Doku ist kein hochinformativer Film, das soll er aber auch nicht sein. Er zeigt Emotionen, subjektive Gefühle und sensibilisiert dafür, dass auf dieser Welt etwas schief läuft. Ich fand den Film wirklich ergreifend und empfehlenswert.
Ein Blog, der mir zu diesem ganzen Thema sehr am Herzen liegt ist Ein Jahr ohne Kleiderkauf. Nunu schreibt dort eindrucksvoll und voller Leidenschaft über Faire Mode, was beim Textilschweden so falsch läuft, gibt Tipps und ist immer mit 200% dabei. Leidenschaftlich, auch oft subjektiv und emotional und doch informativ geht sie über das eine Jahr ohne Kleiderkauf hinaus und ist wirklich ein Lesen wert!
Eine übersichtliche und knappe Zusammenfassung von Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie in Billiglohnländern gibt es bei bpb
Ich bin keine Journalistin oder sonst irgendwas, ich weiß, dass dieses Thema sehr vielschichtig ist und man sich wie über alles, zu dem man etwas zu sagen haben will, gut informieren muss, deswegen sind diese Links nur ein Anreiz, sich mit dem Thema zu beschäftigen und sich eine Meinung zu bilden!
Was will nun This is not okay! überhaupt?
Susanne von mamimade ruft Nähbloggerinnen dazu auf, mit ihr einen Onlinekatalog zu erstellen. Darin sollen die Bloggerinnen mit komplett (!) selbstgenähten Outfits zu sehen sein. Das betrifft die Hose und das T-Shirt genau so wie die Schuhe und Modeschmuck. Eine Ausnahme macht sie damit, dass auch Fairfashion getragen werden darf, wenn explizit darauf hingewiesen wird. Vielleicht darf ich dann meine (auch nicht immer unkontrovers betrachteten) Birkenstocksandalen anziehen…
Was soll damit erricht werden?
Die Aktion soll darauf aufmerksam machen, dass man Kleidung selber machen kann. Ohne dabei Näherinnen auszubeuten und dabei den Modefirmen das Geld noch in den Allerwertesten zu schieben. Ja, ich kaufe auch bei H&M, ja, ich kaufe auch günstige Schuhe, aber ich versuche immer mehr, auch auf nachhaltige Produkte zu achten. Dass man sich als Student nicht immer das hochwertigste Bio-Kleidungsstück leisten kann, kann wohl jeder nachvollziehen. Trotzdem glaube ich, dass man mit selbstgenähter Kleidung viel richtig machen kann.
Denn meiner Meinung nach entwickelt man ein anderes Verhältnis zum Kleidungsstück. 
 
Ich schätze meine selbstgemachte Kleidung ganz anders. Ich weiß, wie viel Arbeit dahinter steckt und pflege sie deswegen auch so.
Eine Naht ist kaputt? Kein Problem, ich weiß, wie ich es genäht habe und kann es einfach reparieren.
Mir (oder vor allem Kindern) ist etwas zu klein oder gefällt mir doch nicht mehr? Ich versuche, meine investierte Arbeit noch an jemanden weiterzugeben – Wegschmeißen wäre doch zu schade!
 Meine Kleidung ist einzigartig, individuell, genau so, wie ich sie haben will. Fehlnähen und Stofffehlkäufe gibt es zwar genau so wie Fehlkäufe in herkömmlichen Läden, aber ich versuche dann, es an jemanden weiterzugeben, dem es gefällt oder es noch so zu ändern, dass ich es doch tragen kann.
Alleine dieses Verhältnis zu Kleidung macht für mich sehr viel aus. Etwas, das man mit den eigenen Händen schafft, betrachtet man meist anders als ein billig gekauftes Teil, das sowieso jeder hat.
Ich glaube nicht, dass man als Nähblogger die Missständen in den Billiglohnländern verändern kann, da wird man andere Wege gehen müssen. 
Ich glaube aber sehr daran, dass wir dadurch das Verhältnis zu unserem Konsumgütern jeglicher Art verändern können. 
Einmal getragen und nie wieder? – Verschenk es an eine Freundin oder verkaufe es im Internet. Gib alte Kleidung an Einrichtungen, die sie an Bedürftige abgeben. Kaufe weniger, dafür besser und hochwertiger (etwas, das ich bei mir sicher selbst noch verbessern muss!).
Alle Infos zur Aktion von mamimade findet ihr auf dem Blog, in dem sie auch noch ein (zauberhaft sympathisches) Erklärungsvideo gepostet hat!
Und nun noch ein kleines Schlusswort:
Ich mache mir manchmal Gedanken darum, wie wir Nähblogger tatsächlich mit dem Thema Nachhaltigkeit umgehen. Nähe ich nur das, was ich auch wirklich brauche? Nähe ich nicht manchmal oder sogar öfter Kleidung, die ich nur für den Blog nähe?
Ich weiß nicht, wie das bei euch ist, das könnt ihr nur selbst beantworten, aber ich erwische mich bei manchen Kleidungsstücken dabei, dass ich schon vor dem Nähen weiß, dass ich es nicht tragen werde. Dass ich den Stoff jetzt nur vernähe, weil er eben da ist. Ist das aber ein Nachhaltigkeitsdenken? Nein, auf keinen Fall. Hier werden zwar keine Näherinnen ausgebeutet, aber Ressourcen verbraucht, die dann im Schrank liegen. Ich bin mir dessen bewusst und trotzdem tue ich es manchmal. Ich will wirklich versuchen, dass mein Blog kein reines Konsumieren darstellt, ich will die Dinge, die ich nähe eigentlich auch wirklich brauchen!
Nur wie geht man damit um, wenn man regelmäßig bloggen will und man einfach kein neues Kleid braucht?!
Ich glaube, dass die Kreativ-DIY-Näh-Szene viel macht, aber wenig davon braucht. Dieser Gedanke ärgert mich oft und ich plädiere dafür, dass man entweder weniger produziert oder auch etwas davon verkauft. Wer das von euch sowieso tut: Super! Wer, so wie ich, immer zu viel im Schrank liegen hat und immer nur weiter Dinge dazu legt, sollte sich da mal fragen, ob man das nicht ändern könnte.

Soviel noch dazu, aber jetzt genug gepredigt, schaut euch jetzt unbedingt die Aktion von mamimade an! 🙂

Eure Fredi
Fredi Seemannsgarn handmade

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14 Antworten

  1. Liebe Fredi,Ich bin heute auch schon über diese tolle Aktion gestolpert! Und ich denke, dass die wenigsten alles "richtig" machen, ich ganz sicher auch nicht! Aber wie du schreibst, man entwickelt ein anderes Verhältnis zu seinen genähten Sachen. Kein Problem habe ich aber damit, das ich vor dem Nähen weiß, das ich es wohl nicht tragen werde. Vielleicht ist das nächstes Jahr so, aber im Winter wie auch jetzt brauche ich die Sachen immer dringend und sie werden auch oft und gern getragen. Vielleicht liegt es daran, das ich mich auch mit dem Vorsatz nichts zu kaufen für dieses Jahr belegt habe. Deinen Links werde ich auch noch mal mehr Beachtung schenken. Danke dafür!Liebe Grüße,Marina

  2. Die vier Punkte kann ich so unterschreiben, toll gesagt!! Ja, als ich mit dem Nähen anfing habe ich auch Stoffe gekauft, die mir heute nicht mehr gefallen. Aber anderen. Ich zeig sie dann meist in der Familie rum und dann gibts daraus eben ein Shirt für die Mama oder Loops für die Cousinen – und die freuen sich immer riesig drüber! 😉 Für den Herbst habe ich nun versucht alle Stoffe für konkret gebrauchte Kleidungsstücke zu bestellen und nun fest vorgenommen, den anderen Versuchungen zu widerstehen – naja…XD ich werd mein Bestes geben =) Das Thema Ausbeutung geht mir wirklich nahe, weshalb ich mich auf jeden fall auch bei der tollen Aktion beteiligen werde!glg Natalie

  3. Ein toller Post! Vor allem ehrlich- denn das man alles richtig machen kann, ist glaub ich sehr nachvollziehbar. Und mit Selbernähen greift man ja auch "nur" einen Punkt in der Handelskette an. Eigentlich müsste man ja schon beim Stoff konsequent sein…Und ja, ich bin auch der Meinung, dass Nachhaltigkeit auch in der DIY- Szene nicht immer die höchste Priorität hat und viele Nähleichen in Schränken liegen. Da sorgen schon die vielen vielen vielen eBooks dafür, die ja alle Probenäher brauchen und alle Stoff-Probevernäher, die Stoff vernähen um Werbung zu machen und nicht weil sie sich den sonst vielleicht auch gekauft hätten…Liebe GrüßeAnika

  4. Danke für das Thema, es ist sooo wichtig, das wir uns da alle mal Gedanken machen, wie sich unser Konsum auf andere Kontexte auswirkt. Ich selbst upcycle ja nicht nur, weil es ein hippes Thema ist und man sich ja in der Nähblog-Welt irgendwie abgrenzen muss, sondern weil wirklich ein Teil von mir daran glaubt, dass alles irgendwie nochmal verwenden lässt – und unseren Wohlstand auf Kosten anderer Menschen und Leben ist so "beschämend", dass ich tatsächlich nicht mehr in die Fast Fashion Läden dieser Großstädte einen Fuss setze. Lange Rede kurzer Sinn: Tolle Aktion und ich bin auch dabei 😀

  5. Ich finde deinen Beitrag klasse und vorallem ehrlich. Seit ich selbst nähe, beschäftige ich mich auch mehr mit dem Thema Nachhaltigkeit und Konsum. Kann es allerdings auch nur bedingt in die Tat umsetzten. Ich finde es ist bereits wichtig, die Leute zum Nachdenken anzuregen, sodass häufiger die Dinge hinterfragt werden. Wo kommen unsere Klamotten her? Ist der Preis von 6€ für ein Top überhaupt gerechtfertigt? All solche Sachen. Ich werd gleich mal rüber zu mamimade schauen, vielleicht darf ich ja noch mitmachen. :-)Ein schönes Wochenende wünsche ich dir! Alles Liebe, Vivien

  6. Ganz toller Beitrag!Voriges Jahr als ich meine Nähmaschine neu bekam hab ich auch gaaanz viel genäht, was dann ungetragen im Schrank hing. Ich hab damals sehr viele günstige Stoffe gekauft und diese dann zwar auch verbraucht, doch es sind nicht immer alltagstaugliche Stücke daraus entstanden. Mittlerweile nähe ich nur noch sehr wenig, was eigentlich schade ist, aber ich habe einfach so viele Kleidungsstücke im Schrank. Viel von den selbstgenähten Stücken, die nicht richtig passten (Burda-Schnitte!), hab ich an Freundinnen verschenkt oder gespendet. Vielleicht freut sich so noch jemand anders darüber. Für den Blog zu nähen oder einfach nur um die Stoffe loszuwerden finde ich nicht richtig und man sollte sich vielleicht folgende Fragen stellen:1. warum hab ich mir den Stoff gekauft (war er einfach nur günstig? gefiel mir das Muster? hatte ich eine Idee dazu im Kopf?)2. was mache ich damit? (auch wenn man sich dann oft – so wie ich – spontan umentscheidet)3. ist das Projekt wirklich eine Bereicherung für mich (in dem Sinne dass ich tatsächlich einen Mehrwert für mich schaffe, weil ich so etwas noch nicht habe, aber gerne hätte)Mittlerweile finde ich vollgestopfte Stoffschränke genauso bedenklich wie begehbare Kleiderschränke. Klar, einen vollen Kleiderschrank hat wohl jede Frau und einen Haufen Stoffe hat wohl auch jede Hobby-Näherin. Aber gleich ein ganzer Schrank, wie es bei manchen der Fall ist? Vielleicht sollte man da auch Konsummuster erkennen und aufdecken. Mit Nachhaltigkeit hat das nämlich auch nicht viel zu tun, nur weil ich die Stoffe dann selbst vernähe. LG

  7. Ein ganz toller Post mit vielen Gedanken, die ich mir seit einigen Monaten auch mache… wieviel brauche ich wirklich? Was will ich tragen und welche Kompromisse bin bereit dafür einzugehen? Dieses Jahr möchte ich für mich und die Kinder nur Second Hand-Kleidung kaufen oder selber nähen. Bis jetzt klappt es ganz gut… aber es gibt noch so vieles, was ich besser machen könnte. Habe dieses Jahr auch schon viel für die Tonne genäht… hier die halbjahresbilanz, falls es dich interessiert! LG, Nina. http://nurnichtdenfadenverlieren.blogspot.co.at/2015/06/mein-gruner-kleiderschrank-2015.html

  8. Ein toller Post, ich finde es total wichtig darüber nachzudenken, wo unsere Kleidung herkommt.Ich kaufe mittlerweile nur noch Second Hand oder Faire Klamotten, allerdings auch viel weniger als früher. So kann ich mir zwischendurch auch mal etwas hochwertigeres leisten, obwohl ich Studentin bin.Beim Nähen achte ich auf GOTS-Stoffe, denn die Ausbeutung findet ja nicht nur beim Nähen statt.Man sollte nicht vergessen, dass die Bauern bzw. Feldarbeiter beim konventionellen Baumwollanbau in Kontakt mit giftigen Pestiziden und anderem Müll kommen, konventionelle Stoffe mit giftigen Farben gefärbt werden und in Weberein werden die Arbeiter genauso mies behandelt wie in Nähereien.Ich finde auch gerade deshalb sollte man nur Stoff kaufen, den man wirklich braucht und am besten bio/fairen oder GOTS-zertifizierten wählen.Viele GrüßeKaddi

  9. Liebe Fredi,ich finde deinen Post zu diesem Beitrag sehr gelungen und erfrischend ehrlich. Die Aktion von mamimade ist genial und ich bin auf jedenfall dabei. Die Sweatshop deadly fashion Doku habe ich mir vor einiger Zeit auch angeschaut und fand sie wirklich gut gemacht. Obwohl man ja eigentlich in der Zwischenzeit weiß, dass unser Wohlstand auf Kosten anderer besteht, rütteln solche Sendungen doch wieder wach und holen einen aus der Komfortzone.Einen weiteren guten Punkt finde ich die Sache mit der Nachhaltigkeit. Seit ich dazu übergegangen bin auch Kleidung für mich zu nähen und nicht nur Taschen, habe ich mich schon oft bei dem Gedanken ertappt, was eigentlich mit den ganzen tollen Sachen passiert, die für die vielen schönen Blogs genäht werden und eigentlich unmöglich alle im Kleiderschrank landen können. Ich finde es prima, dass du an dieser Stelle für Nachhaltigkeit plädierst und kann mich da nur anschließen (und mitunter selbst an die Nase fassen!)LG,Kerstin

  10. Hallo Fredi,ich beschäftige mich auch seit einiger Zeit mit solchen Themen. Guter Post dazu! Mir geht es auch so, dass ich die Sachen, die ich selbst genäht habe, viel mehr schätze. Aber ich denke auch, dass sich keiner davon freisprechen kann, Dinge zu konsumieren, die gar nicht gebraucht werden, sei es Stoff, Kleidung, Dekokram oder gar Lebensmittel. Sich einmal mehr die Frage zu stellen, ob man dies eine Teil nu wirklich braucht oder nicht, sollten wir alle öfter tun. Liebe Grüße, Sandy

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